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Es ist immer ein unglaubliches Geschenk, wenn Menschen in den Seminaren „ihre Seele öffnen“ und wir gemeinsam die „Wolfswelt“ ihrer Gedanken erforschen, den oft sehr schmerzlichen Gefühle Raum geben und langsam Kontakt mit den dahinterliegenden Bedürfnissen und der darin verborgenen Schönheit finden. Ich bin nach einer solchen Arbeit innerlich genauso erfüllt wie die TeilnehmerInnen.

Ein Thema, dass wir in unseren Ausbildungen in Gewaltfreier Kommunikation einbringen, ist die Arbeit mit grundlegenden Glaubenssätzen – also Überzeugungen, die ich über mich und/oder die Welt habe und die eine tief verwurzelte „Brille“ oder den Kontext für meine Erfahrungen bilden.

Häufige Grundüberzeugungen sind z.B.:

– Ich bin nicht sicher (auf dieser Welt, mit meinem/r Partner/in etc.)
– Für mich ist nicht gesorgt.
– Ich werde nur geliebt, wenn… (ich lieb bin, etwas tue, leiste etc.)
– Wenn ich bin, wie ich bin, werde ich ausgestoßen, bin ich alleine etc.
– Es gibt nicht genug auf dieser Welt.
– Ich muss immer kämpfen.

und einige mehr – es gibt von vielen Sätzen individuelle Abwandlungen, die wir alle, mich eingeschlossen, mit uns herumschleppen. Da wir diese Sätze nicht „bewusst denken“ (die damit verbundenen Schmerzen würden uns handlungsunfähig machen), sie aber wirken, d.h. unsere unbewussten Reaktionen steuern, bilden sie so etwas wie den Nährboden für Konfliktmuster oder immer wiederkehrende schmerzhafte Erfahrungen, die wir im Leben machen.

Von Marshall Rosenberg gibt es dazu einen kurzen „Witz“, den er gerne und immer wieder in seinen Trainings erzählt und der dieses Thema auf den Punkt bringt:

Sie zu ihm: „Keiner liebt mich!“ („Nobody loves me!“)
Er zu ihr: „Eben darum!“ („That´s why!“)

Wenn es nicht so tragisch wäre, könnte man noch besser darüber lachen, oder? Aber so funktionieren Glaubenssätze eben – sie bilden eine Art unbewusste, innere Gestimmtheit, die uns dann manchmal genau die Erfahrungen machen lässt, vor der wir Angst haben („selbsterfüllende Prophezeiung“).

Nebenbei bemerkt: Einem Menschen, der aus einem Glaubenssatz heraus agiert hilft es nicht, wenn man ihm/ihr dann Vorträge über „selbsterfüllende Prophezeiungen“ hält und/oder empfiehlt sich doch einfach mal den Film „What the bleep do we know…“ anzusehen etc. (alles schon erlebt. Meine Meinung zu „The Bleep“ und „The Secret“ steht hier). Derartige wohlmeinende Ratschläge sind genau das – Schläge für den verletzten Teil der Seele, der sich hinter dem Glaubenssatz verbirgt und eigentlich nur darauf wartet endlich leben zu dürfen.

Viele dieser Glaubenssätze klingen so, als ob wir sie in der Kindheit gehört haben könnten, aber ich denke, dass die meisten „nur“ mentale Konstrukte sind, die unser Geist/Verstand vor dem Hintergrund vieler schmerzhafter Erfahrungen bildet. Da diese Sätze eine sehr positive Absicht haben -auch wenn ihre Auswirkungen oft destruktiv sind – ist es überaus wichtig in der Arbeit mit ihnen sanft und akzpetierend mit ihnen umzugehen. Jede Kritik, jede Äußerung, die als Ablehnung dieses Teils verstanden wird, läßt diesen Satz noch tiefer sinken und verstärken.

Wir haben in den letzten Jahren sehr gute Erfahrungen damit gemacht, diese Sätze empathisch bewusst zu machen, d.h. sich der auslösenden Gedanken bewusst zu werden (und sich dadurch von ihnen zu differenzieren bzw. zu dis-identifizieren, d.h. „ich bin mehr als diese Gedanken“), die damit verbundenen Gefühle bewusst präsent werden zu lassen (und sich dadurch auch von ihnen zu differenzieren, d.h. „ich bin auch mehr als meine Gefühle“) – und dann einen authentischen Kontakt zu der „lebendigen Energie“ zu finden, den wir in der Gewaltfreien Kommunikation mit „Bedürfnisse“ bezeichnen.

Dies würden wir in Anlehnung an die fantastische Arbeit von Robert Gonzales (CNVC Trainer für Gewaltfreie Kommunikation) eine „Transformation von Glaubensstätzen“ nennen, anstatt sich nur neue „positive“ Glaubenssätze zu konstruieren („Translation“, „positiv Denken“).