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Um diese Frage zu beantworten ist es erst mal wichtig, zu klären, was “Gewaltfreie Kommunikation”  eigentlich ausmacht – und was nicht.

Um mit Letzterem anzufangen und ein paar häufigen Missverständnissen zu begegnen:

Gewaltfreie Kommunikation…

… heißt nicht, nur noch in Beobachtungen, Gefühlen, Bedürfnissen und Bitten zu reden (“4 Schritte”).

… heißt nicht, aufzuhören zu denken, zu analysieren, zu bewerten etc.

… heißt nicht, Gefühls- und Bedürfnislisten auswendig zu lernen.

.. heißt nicht, sich dauernd zu zensieren und keinen Satz länger als 40 Wörter zu sprechen.

… heißt nicht, seinen Mitmenschen andauernd empathisch zuzuhören.

… heißt nicht, dass es keine Regeln, Verbote, kein “richtig und falsch”, kein “besser und schlechter”, keine Moral und Ethik etc.  mehr gibt.

Was heißt nun Gewaltfreie Kommunikation?

Die langjährige Trainerin Susan Skye sagt: “Gewaltfreie Kommunikation heißt wachsende Bewusstheit und die vier Schritte sind der Weg dahin”. Anders ausgedrückt geht es in der Gewaltfreien Kommunikation vor allem darum, seine Aufmerksamkeit dafür zu schulen, aus welcher Intention heraus ich spreche und handle: Aus dem Wunsch zu verletzen, zu bestrafen etc. oder aus der Klarheit darüber, was mir gut tut und was ich möchte?

Dabei macht es Sinn “schwierige” Kommunikationsformen wie moralische Bewertungen, Analysen, Kritik etc. zu hinterfragen. Allerdings ist jeder Versuch, diese sich selbst (oder anderen) zu verbieten, zum Scheitern verurteilt und macht das ganze nur noch schlimmer. Es reicht, die eigene Tendenz zur Kritik, zur Analyse etc. wahrzunehmen. Sobald man selbst spürt, wie viel angenehmer es sich lebt, wenn man diese dann in seine eigenen Bedürfnisse und Wünsche “übersetzt”, erledigt sich das Problem weitgehend von selbst – also, entspann dich ;o)

Wesentliche Lernschritte der Gewaltfreien Kommunikation

In vielen Büchern und Einführungsseminaren stehen die “4 Schritte der Gewaltfreien Kommunikation” im Mittelpunkt – zu Recht. Diese klaren Unterscheidungen sind Marshalls Verdienst mit denen er einen wesentlichen Beitrag geleistet hat. Vor allem die enge Verknüpfung von Gefühlen mit Bedürfnissen und die “konkrete Bitte” sind für die Lösung vieler Kommunikations-probleme schlichtweg genial.

Die 4 Unterscheidungen verstehen

Ohne den Kopf geht es nicht – auch wenn das viele “GFKler” gerne anders hätten. Die 4 Unterscheidungen (“4 Schritte”) sind ein Konzept (!), eine “neue” Art, über Kommunikation nachzudenken und auch “Gefühle” und “Bedürfnisse” sind erst mal nur vage Begriffe, um das eigene Innenleben anders zu erleben und zu verstehen. Um diesen Schritt zu bewältigen reicht es evtl. das Buch von Marshall Rosenberg zu lesen, hilfreicher ist eine Einführung bei jemand, der etwas praktische Erfahrung damit hat, weil die Schwierigkeiten im Detail liegen.

Die 4 Unterscheidungen integrieren

Mit integrieren meine ich, die 4 Unterscheidungen soweit “verdaut” zu haben, dass sie weitgehend automatisch ablaufen und so ein authentischer Zugang zu Gefühlen und Bedürfnissen möglich ist.

Das ist leichter gesagt als getan, oder geschrieben, wie dieser Beitrag zeigt: Ein Coach schreibt zu seinem Verständnis von Gefühlen in der Gewaltfreien Kommunikation: “Besser wäre hier: “Ich bin enttäuscht von Dir, weil ich fühle, dass Du meine Pünktlichkeit ausnutzt, um selbst zu spät zu kommen.” Darin spiegelt sich unsere Verletzlichkeit wider.“

Ohne jemand auf den Berater-Schlips zu treten, aber … schlimmer geht´s (n)immer. “Ich bin enttäuscht von Dir” und “Pünktlichkeit ausnutzen” drücken vieles aus – moralische Keule, Gedanke, Interpretation – aber keine Gefühle. Knapp daneben ist eben auch vorbei. Echte Gefühl wären hier vieleicht Ärger, Frustration, Anspannung o.ä. Der zitierte Artikel wird übrigens nicht besser, also vielleicht doch lieber das Original lesen.

Verschiedene Wege führen zum gleichen Ziel

Diese Lernphase lässt sich durch Literatur und Lesen allein nicht bewältigen (wie man an obigem Beispiel sieht) – sie braucht die eigene Arbeit mit den eigenen (Konflikt)-Themen, Gedanken, Gefühlen und Bedürfnissen. Der alleinige kognitive Zugang (“über den Kopf”) greift hier zu kurz: Gefühls- und Bedürfnisse auswendig lernen, noch mehr Bücher lesen, auf Kärtchen am Boden rumtanzen, hilft alles nix: Ohne das eigene Fühlen (ja, das mit dem Körper ist gemeint) kommt man nicht weiter.

Warum das so ist, ist ein anderes Thema. Nur kurz dazu: Der Bereich in unserem Hirn, in dem “alte” Verhaltensmuster gespeichert werden, spricht vor allem auf auf (starke) Gefühle an – d.h. ein “Umlernen” kann nur durch eine erneute Aktivierung und Neu-Interpretation dieser Gefühle passieren. Die Neu-Interpretation heißt in unserem Fall: Starke Gefühle verweisen auf unerfüllte Bedürfnisse.

Dabei kann man verschiedene Wege gehen, Glaubenssätze transformieren, Konfliktmuster bearbeiten, alte schmerzhafte Erfahrungen verändern u.ä. Jede/r TrainerIn legt hier unterschiedliche Schwerpunkte, gemeinsam ist, dass sie alle zum gleichen Ziel führen (sollen), den gefühlten, lebendigen Kontakt zu der eigenen Lebensenergie (genannt “Bedürfnisse”) wiederzufinden, die leider oft unter vielen, vielen Schutzschichten vergraben ist.