Spiral Dynamics ist eine Werte-System-Theorie aufbauend auf der Pionierarbeit von Clare Graves, die die menschliche innere und äußere Evolution beschreibt, Entwicklungslinien aufzeigt und einen hilfreichen Rahmen für jede Art von Wertediskussion bietet.
Eine gute Online-Einführung gibt es bspw. hier.
Auch wenn Spiral Dynamics (SD oder die vertiefte Variante Spiral Dynamics Integral SDI) ein neues „Schubladensystem“ für die Kategorisierung von Menschen und Systemen bietet (mit allen damit verbundenen Gefahren), möchte ich hier explizit dafür werben. Denn jede Diskussion wird innerhalb eines bestimmten Denkrahmens, eines „Frames“ geführt. Auch und gerade die Gewaltfreie Kommunikation hat einen Werterahmen (z.B. die Unterscheidung von „lebensdienlichen / lebensfeindlichen Bewertungen“) und einen hohen humanistischen Anspruch. Mir graust immer, wenn ich GFK-Begeisterte (und selbst GFK-TrainerInnen) höre, die behaupten, sie bewerten nicht mehr, das Ziel der GFK sei „nicht zu bewerten“ oder jede Bewertung sei schlecht (außer diese Bewertung selbst natürlich ;o).
Mir hat SD sehr geholfen, z.B. die Errungenschaften und Fallstricke eines „gewaltfreien Wertesystems“ (Gewaltfreie Kommunikation) klarer zu sehen, oder auch offener und empathischer mit Menschen und Systemen umzugehen, mit deren Wertesystemen ich so meine Schwierigkeiten hatte.
SD macht es leichter, die Schwierigkeiten zu sehen, wenn man mit einem PURPURNEN („die Gruppe ist alles“) Clan über Individualität sprechen möchte oder eine ROTEN („der Starke siegt“) Jugendgang für soziales Verhalten zu begeistern oder BLAUE („autoritätsgläubigen“) Religionsanhänger von der Gültigkeit anderer Religionen überzeugen möchte oder mit GELBEN („egozentrisch, leistungsorientert“) Yuppies über globalen Umweltschutz diskutiert oder eine GRÜNE („egalitäre, „hierarchiefreie“)Arbeitsgruppe vom Wert funktioneller Führung überzeugen will.
Als Trainer- und MediatorInnen, die wir meist eine starke GRÜN / GELBE Werte-Orientiertung vertreten, haben wir ständig mit den unterschiedlichsten Wertesystemen zu tun. Die Fähigkeit, sich schnell auf diese eizustellen und gleichzeitig das Entwicklungspotential nicht aus den Augen zu verlieren, ist oft entscheidend für den Erfolg einer Beratung oder Mediation. So sind auch ROTE Jugendlich bereit, ihre kompromisslose Kampfeshaltung für etwas mehr BLAUE Gerechtigkeit aufzugeben, wenn sie dadurch nicht ihr Gesicht verlieren. Allerdings wäre ein Sprung in das selbstverantwortliche und -bewußte GELB wahrscheinlich zu viel verlangt.
Gerade im Zusammenklang mit dem Verständnis der Gewaltfreien Kommunikation ist die SD-Systematik sehr hilfreich um als Trainer auf der passenden Stufe zu intervenieren. Vor allem wenn man die SD mit dem AQAL-Modell (alle Quadranten, alle Linien von Wilber) kombiniert (Spiral Dynamics Integral). Dazu später mehr…
Literturhinweis: Don Beck, Spiral Dynamics