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Oliver Heuler , Papa eines „unerzogenen Anarchisten“ hat meinen Beitrag „Integral trifft Gewaltfrei“ kommentiert.

Da erfahrungsgemäß Kommentare im Blog etwas untergehen bzw. übersehen werden und ich diesen lesenswert finde, stelle ich ihn hier noch mal als extra Beitrag ein. Auf die Bitte von Herrn Heuler möchte ich in einem der nächsten Beiträge eingehen – denn „Was ist eigentlich Gewalt?“ ist ja für uns „Gewaltfreie Kommunikatoren“ eine nicht ganz unwichtige Frage, oder?

Hier also der Beitrag von Oliver Heuler:

„Ich finde es interessant, dass Rosenberg einerseits so nachdrücklich gegen das Wort »sollte« argumentiert wie auch gegen die Dichotomien gut – schlecht, richtig – falsch, krank – gesund und so weiter — und sich andererseits bewusst ist, dass die Haltung des Nicht-Bewertens selbstwidersprüchlich ist.

Das Wort »sollte« und die Dichotomien sind doch einfach nur Signalwörter, die zeigen, dass man über eine Moral spricht. Klar, wenn ich eine Bitte an einen anderen habe, dann ist es nicht hilfreich, ihm vorab eine Kritik zu servieren (»Dein Verhalten war falsch, schlecht und böse«), sondern mit einer möglichst objektiven Beobachtung zu beginnen.

Aber wir können nicht auf eine Moral und damit Hierarchien verzichten: Gewaltfrei kommunizieren ist z.B. besser als morden. Man unterhält sich ja auch bisweilen über allgemeine Prinzipien. Ich habe also keine Bitte an einen Menschen, sondern unterhalte mich nur über allgemeine Fragen der Ethik. Was spricht gegen die Aussage: »Man sollte einfühlsam sein« oder »Man soll nicht stehlen, morden und so weiter« oder »Ich finde es gut, wenn die Menschen gegen den Krieg demonstrieren.« Ist das so viel anders als »Wenn ich sehe, wie diese Menschen gegen den Krieg demonstrieren, macht mich das glücklich, weil mein Bedürfnis nach Frieden und Harmonie befriedigt ist«?

Könnte es sein, dass Rosenberg einfach nur gegen die christliche Ethik allergisch ist, weil die Moral des Altruismus eben gerade nicht dazu führt, dass die Menschen Konflikte schnell lösen können und glücklich werden, sondern diese Moral eher ein Dominanz-Instrument ist? Warum die Moral des Altruismus so problematisch ist, habe ich hier länger ausgeführt: http://www.heuler.de/freiwillig

Hinzu kommt, dass uns diese Moral meist mit der Schuld- und Schamkeule eingeimpft wird, was Rosenberg auch zurecht ablehnt.
Könnte es also sein, dass er das Kind (Ethik) mit dem Badewasser (Altruismus und die Art der Indoktrinierung dieser Moral) ausgeschüttet hat?
Warum nicht einfach die Ethik umdefinieren, sodass sie das Wohlbefinden unter den Menschen steigert und gewaltfrei ist, z.B.: Die Freiheit eines jeden hat als logische Grenzen die Freiheit der anderen. Man müsste Freiheit dann noch genauer definieren, z.B. als Abwesenheit von Gewalt und Zwang. Was wiederum erfordert, dass wir Gewalt genauer definieren.* Aber diese Definitionen wären ja zu finden.
Diese neue Ethik könnte dann auch anders vermittelt werden, eben auch gewaltfrei und ohne Zwang.

Was spräche dann dagegen, diese Dichotomien und das Wort »sollte« wieder zuzulassen?

Gruß Oliver Heuler
Das wäre meine Bitte an Sie, Herr Sikor: Könnten Sie mal Gewalt definieren?“