Prof. Friedrich Glasl sieht viele Alarmsignale in alternativen Einrichtungen und meint, dass ein professionelles System der Konfliktprävention notwendig sei und z.B. durch Gewaltfreie Kommunikation Grundlagen für den Umgang miteinander erarbeitet werden können.
Aus dem Interview mit Prof. Glasl hier einige Passagen:
„Führung ist auch notwendig in einer Organisation, wo ein egalitäres Verhältnis herrscht zwischen den Mitarbeitern. Und damit tut man sich schwer gerade aus der Ideologie dieses Gleichheitsprinzips heraus, ob das jetzt Amnesty International, eine Waldorfschule oder eine Montessori-Einrichtung ist, die eine Vereinsform hat. Zum einen scheut man sich, andere zu prüfen und zu kontrollieren, selbst wenn einem die Befugnisse dazu übertragen worden sind. (…) Es müssen eben auch unpopuläre Entscheidungen im Interesse der Gesamtorganisation getroffen werden, die nicht jedem schmecken. Da kommt dann schnell der Killervorwurf, man wolle einfach nur Macht an sich ziehen und das ist eine richtige Keule innerhalb dieser Organisationen. Denn das will ja keiner, von den alten Machtsystemen will man sich ja distanzieren.“
„Es folgt daraus, dass z.B. Entscheidungen verschleppt werden. Das konnte ich in 90 von 100 Organisationen beobachten, dass Probleme zwar gesehen, aber nicht angepackt werden. Man deckt den Mantel der Nächstenliebe darüber.“
„Solche Abläufe lassen sich vermeiden, wenn es regelmäßige Gespräche über Qualität gibt, oder über Leistungsbeurteilungen und man als Team fähig ist, sich den Problemen auch selbstkritisch zu stellen. Dazu gehören auch Weiterbildungen, Coachings, Supervisionen, die dazu dienden, Mitarbeitern, die Probleme haben, helfend zur Seite zu stehen. (…) Insgesamt muss man in den NGOs viel mehr an seiner Sozialkompetenz und Konfliktfähigkeit arbeiten als dies bisher der Fall ist. Es ist ein Teil des Qualitätsaspekts, wie wir miteinander umgehen, das gilt gerade für Dienstleister wie sie Schulen oder Krankenhäuser sind.“
Quelle: Themen der Zeit, 22.5.2010, „Umgang mit Mitarbeitern eine Qualitätsfrage“