Eine feste Seminarplanung ist aus unserer Sicht mit einer bedürfnisorientierten Arbeitsweise nicht zu vereinbaren und verhindert diesen Lernprozess geradezu. Selbstverantwortung übernehmen ist schwer, wenn die Trainer alles organisieren und anleiten. Nachdem die Grundlagen der Rosenberg-Methode im Seminar vermittelt wurden, steht bei uns die Selbstverantwortung der Teilnehmer im Mittelpunkt. D.h. Sie lernen, sich selbst in ihren Bedürfnissen wahrzunehmen und diese zu formulieren – in normaler unzensierter Sprache – „gewaltfreie“ Sprache werden Sie bei uns nicht finden.

Die Integration des Rosenberg-Modells geschieht durch die Erfahrung von Selbstverantwortung und die Vertiefung der Empathie. Bei uns finden keine Rollenspiele, keine  „Dance floors“, keine „Sechs Stühle“ oder Ähnliches statt. Diese Methoden sind für Anfänger hilfreich, stehen aber bei den weiteren Lernschritten erfahrungsgemäß im Weg und sind schwer wieder „loszulassen“. Die eigene Geschichte der Teilnehmer und der Austausch unter den Teilnehmern bietet überreichlich „Material“ für die Arbeit im Seminar.

Das Rosenberg-Modell vermitteln wir als einen Weg der Selbstreflexion und Persönlichkeitsentwicklung und nicht, wie so häufig, als Sprach-Modell in dem es darum geht die richtigen „gewaltfreien Worte“ zu verwenden. Eine gewaltfreie(ere) Haltung wächst durch Erweiterung der Empathie, durch Wachstum der Persönlichkeit. „Komische gewaltfreie Sätze“ werden Sie bei uns nicht finden, Ehrlichkeit ist uns wichtiger als rhetorische Sprachzensur.

Eine der wichtigen Entdeckungen von Marshall Rosenberg ist die enorme Kraft der empathischen Unterstützung für die Verarbeitung und Klärung eigener emotionaler Themen. Leider erleben wir immer wieder, dass Empathie verstanden wird als oberflächliches „Bedürfnisse raten im Gespräch“. Dies erkennt man u.a. daran, dass diese Empathie-Gespräche in den Ausbildungen ohne emotionale Beteiligung bleiben und max. 10-20 Minuten dauern. Das hat mit unserem Verständnis von Empathie nichts gemeinsam. Unser Bestreben liegt dagegen darin, die Qualität der Empathie nach Rosenberg in aller Tiefe selbst zu erleben. Dafür ist vor allem ein sehr sicherer, vertrauensvoller Rahmen notwendig, in dem alle Gefühle und Erfahrungen ihren Platz haben. Diese Empathie-Sitzungen dauern bei uns selten kürzer als 60 Minuten, oft auch länger.

Die pädagogischen Bilder von „Wolf und Giraffe“, die Marshall Rosenberg für die Verdeutlichung seiner Methode verwendet hat, werden bei uns integriert, anstatt, wie oft, gegeneinander gestellt im Sinne von „Wolf (Bewerten, Analysieren etc.) = schlecht“ und „Giraffe (Gefühle/Bedürfnisse) = gut“. Diese Gegenüberstellung von „Kopf und Herz“ halten wir für unsinnig, unnötig – und sogar schädlich. Als Menschen müssen und dürfen wir bewerten – der wichtige und neue Aspekt des Rosenberg-Modells ist  die Selbstverantwortung und die Klarheit über die zugrunde liegenden Bedürfnisse.